Flucht ins Ungewisse

11.11.2019Flucht ins Ungewisse
bis 26.11.2019Rathaus Hamburg
Dr. Nölke bedankt sich bei Susanne Wittek für die gelungene Gestaltung der Ausstellung
Dr. Nölke bedankt sich bei Susanne Wittek für die gelungene Gestaltung der Ausstellung
Dr. Nölke bedankt sich bei Susanne Wittek für die gelungene Gestaltung der Ausstellung
Fotos: Claudia Höhne

Eine großartige Ausstellung ist seit Montag, 11.11.2019, im Hamburger Rathaus zu sehen: Unter dem Titel „Flucht ins Ungewisse“ werden 22 Persönlichkeiten aus Kultur, Wissenschaft und Politik portraitiert, die während des Nationalsozialismus aus Hamburg ins Exil fliehen mussten. 22 Biographien, die stellvertretend für die Biographien von bis zu 10.000 Männern, Frauen und Kindern stehen, die zwischen 1933 und 1945 ins Ausland flüchten mussten.

Für uns in Groß Borstel ist von besonderer Bedeutung, dass auch die Lebenswege der beiden Künstler Gert Marcus und Ingolf Dahl nachgezeichnet werden. Der Bildhauer und Maler Gert Marcus (1914 – 2008) stammte wie sein Bruder, der Komponist Ingolf Dahl (1912 – 1970), aus einer gebildeten Familie des jüdischen Bürgertums in Groß Borstel. Gert Marcus musste seine Ausbildung an der Lichtwarkschule 1933 abbrechen und emigrierte ins Heimatland seiner Mutter, nach Schweden. Ingolf Dahl verließ Hamburg aus gesundheitlichen Gründen und um dem Antisemitismus in Deutschland auszuweichen schon 1932 und ging nach Zürich, bevor er 1939 in die USA emigrierte. Das Leben und Schaffen beider Künstler wird seit 2015 von der Initiative Marcus und Dahl e.V. aus dem Vergessen hervorgeholt; insofern ist es ein erfreulicher Erfolg unserer bisherigen Arbeit, dass ihr Wirken jetzt an so prominenter Stelle gewürdigt wird.

Die Präsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft, Carola Veit, erinnerte in ihrer Eröffnungsrede für die Ausstellung „an das Schicksal und Wirken der Menschen, die während der NS-Zeit aus ihrer Heimatstadt Hamburg fliehen mussten. Ihre ganz persönlichen Geschichten halten die Mahnung wach, dass unsere historische Verantwortung nicht abläuft, sondern immer währt (…) Angesichts der vielen Menschen, die auch heute in unserer Stadt im Exil leben, weil sie vor Hunger, Verfolgung und Krieg geflohen sind, ist die Ausstellung eine Aufforderung, Hass und Intoleranz etwas entgegenzustellen, nämlich Solidarität, Empathie und Demokratie.“
Die Rede ist nachzulesen unter: https://www.hamburgische-buergerschaft.de/nachrichten/13195180/exil-ausstellung/.

Die Ausstellung im Erdgeschoss des Rathauses ist als Kooperationsprojekt von der Körber-Stiftung, der Hamburger Bürgerschaft und der „Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung“ entstanden, die damit ihr 30-jähriges Bestehen feiert.

Ich kann einen Besuch dieser Ausstellung sehr empfehlen, allerdings ist etwas Eile geboten: Die Ausstellung in der Rathausdiele ist nur bis zum 26. November zu sehen. Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 7 bis 19 Uhr, Sonnabend: 10 bis 18 Uhr, Sonntag: 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

Wolf Lüders


Plakat Flucht ins Ungewisse

Weitere Informationen zur Ausstellung unter:
https://www.koerber-stiftung.de/exil und http://www.weichmann-stiftung.de/